H0-Anlage nach Epoche II - Motiven

Deutsche Reichsbahn

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Schnelltriebwagen der Deutschen Reichsbahn

Bereits vor dem Ersten Weltkrieg hat es umfangreiche Bestrebungen der Bahnverwaltungen und ihrer Ingenieure gegeben, die Fahrgeschwindigkeiten der Reisezüge deutlich zu steigern. Erinnert sei beispielsweise an die vielfältigen Versuche, durch windschnittige Verkleidungen den Luftwiderstand der Fahrzeuge bei höheren Geschwindigkeiten zu verringern. Beim konventionellen Triebwerk der Dampflokomotiven stießen derartige Bestrebungen allerdings bald an technische Grenzen. Abhilfe versprachen Diesel- und Elektromotoren, welche in den 20er Jahren bereits mit den erforderlichen Leistungen und Zuverlässigkeiten gebaut werden konnten. Jedoch ergab sich für Schienenfahrzeuge noch das bis dahin nicht zufriedenstellende gelöste Problem der Kraftübertragung.

Auch außerhalb der Reichsbahn gab es Überlegungen zur Geschwindigkeitserhöhung von Schienenfahrzeugen. So entwickelte und baute der aus dem Luftschiffbau kommende Ingenieur Franz Kruckenberg ein konsequent auf modernster Leichtbauweise beruhendes zweiachsiges Fahrzeug, welches mit Hilfe eines Flugzeugpropellers angetrieben wurde. Dieser "Schienenzeppelin" stellte bei einer Versuchsfahrt am 31.05.1931 auf der Strecke Hamburg - Berlin mit 230 km/h einen Geschwindigkeits-Weltrekord auf, welcher 24 Jahre Bestand haben sollte. Jedoch konnten sich die Verantwortlichen der Reichsbahn vor allem mit dem ungewöhnlichen Antrieb über eine Luftschraube nicht anfreunden und es kam zu keinen fahrplanmäßigen Einsätzen dieses außergewöhnlichen stromlinienförmigen Fahrzeugs. Obwohl der Schienenzeppelin für weitere Versuche von der Reichsbahn erworben wurde, erhielt er keine Fahrzeugnummer und wurde nach einigen Umbauten bereits 1934 abgestellt und 1939 verschrottet.

Nachfolgendes bisher unveröffentlichtes Bild wurde freundlicherweise von Uwe Benkewitz zur Verfügung gestellt und zeigt den Kruckenberg Schienenzeppelin im Juni 1931 während seiner Demonstrationsfahrt von Berlin nach Hannover bei der Durchfahrt durch Burg bei Magdeburg.

Schienenzeppelin

Parallel zu den Versuchen mit dem Schienenzeppelin bestellte die Reichsbahn einen zweiteiligen Schnelltriebwagen, welcher im Frühjahr 1933 als SVT877 in Dienst gestellt wurde. Dieses 160 km/h schnelle Fahrzeug mit der auch später für die Schnelltriebwagen typischen attraktiven Lackierung in violett/elfenbein erhielt im Volksmund schnell den Namen "Fliegender Hamburger". Er bewährte sich ausgezeichnet und stellt die Grundlage dar für die daraufhin entwickelten Triebwagen der zweiteiligen Bauart "Hamburg" und der dreiteiligen Bauarten "Leipzig" (zunächst "Breslau") und "Köln". Die windschnittige Kopfform des Fliegenden Hamburgers wurde bei den Nachfolgern leicht abgeändert, wodurch das elegante äußere Erscheinungsbild dieser ohnehin schon sehenswerten Fahrzeuge noch weiter aufgewertet wurde. Die Fahrzeuge führten nur die zweite Klasse und waren im Fahrplanbetrieb sitzkartenpflichtig.

Nachdem mit dem SVT877 am 15. Mai 1933 der fahrplanmäßige Verkehr zwischen Berlin und Hamburg aufgenommen wurde und der Betrieb damit sehr erfolgreich verlief, nahm man den hundertsten Jahrestag der ersten deutschen Eisenbahn im Jahr 1935 zum Anlaß, ein Netz von Schnelltriebwagen-Verbindungen aufzubauen, die zunächst das Ziel verfolgten, Hin- und Rückfahrten aus den wirtschaftlichen Ballungszentren Deutschlands in die Reichshauptstadt an einem Tage zu ermöglichen. Dieses Schnelltriebwagennetz wurde in den Folgejahren aufgrund des guten wirtschaftlichen Erfolges konsequent weiter ausgebaut, wofür weitere Fahrzeuge entwickelt wurden. Hemmend wirkte sich dabei lediglich der knappe Dieseltreibstoff aus.

Der planmäßige Reiseverkehr mit den dieselgetriebenen Schnelltriebwagen wurde am 22.08.1939 eingestellt. Die Fahrzeuge wurden fortan nicht mehr fahrplanmäßig eingesetzt. Einige wurden betriebsbereit abgestellt, während andere für die Wehrmacht zum Einsatz kamen. Sechs Triebzüge des Bauart Köln wurden für Fahrten der Reichsregierung verwendet und für diese Zwecke teilweise innen leicht umgebaut.