Deutsche Reichsbahn
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Wirtschaftsgebiet Nordmark Mitte der 1930er Jahre
Grundlagen der Wirtschaft
Die Nordmark ist die deutsche Landschaft, die am meisten unter dem Einfluß des Meeres steht. Hier vollzieht sich am stärksten die Bildung von Marschen durch Ablagerung von Meeresschlick an den landwärtigen Seiten der Nordseeinseln. An der nordfriesischen Küste z. B. beträgt der jährliche Landgewinn 10 m. Durch planvolle Arbeit unterstützt man heute die Tätigkeit des Meeres, gewinnt Neuland für Bauernsiedlungen und wird einmal die Verbindung der Inselwelt mit dem Festland wieder herstellen. Die Flutwelle der Nordsee ist bis an den Eingang zum Elbe-Travekanal in der Elbe spürbar. Die Niederschläge sind auch im Binnenland noch kräftig genug, so daß trotz des Geestbodens der Anteil an gutem Weideland ziemlich groß ist. Mit den Buchenwäldern der Holsteinischen Seenplatte beginnt der Einfluß der Ostsee.
Wirtschaft
Landwirtschaft, Fischerei und Industrie
In der ganzen Provinz ist die Landwirtschaft gut entwickelt, am besten in den Elb- und Nordseemarschen und auf dem Lehmboden Ostholsteins. Rindvieh- und Pferdezucht sind vorbildlich. Den Bewohnern der Küste bietet auch hier der Fischfang lohnenden Erwerb. Cuxhaven ist der zweitgrößte Fischereihafen Deutschlands. Daneben spielen auch Altona, Glückstadt und Husum eine Rolle. Industrie hat sich hauptsächlich im Zusammenhang mit dem Seeverkehr entwickelt. Führend ist der Schiffbau. Daneben steht die Verarbeitung von Kautschuk, Öl, Jute, Baumwolle und vielen anderen Überseeerzeugnissen.
Handel und Verkehr
Handel und Schiffahrt sind hier für die Küstenbewohner in noch höherem Maße als in Niedersachsen die Grundpfeiler der Wirtschaft. Seewege, Binnenwasserstraßen und Eisenbahnlinien treffen sich in Hamburg. Nach dem Bau des Hansakanals werden alle größeren deutschen Industriegebiete zum Hinterland dieses Hafens gehören. Daraus erklärt sich die einzigartige Stellung Hamburgs i m deutschen Seeverkehr und Seehandel. Von keinem europäischen Festlandshafen wird es im Schiffsverkehr übertroffen. Im Güterumschlag dagegen steht es hinter Rotterdam, weil die Elbe als Zubringerstraße nicht so leistungsfähig wie der Rhein ist.
In der Hansezeit hatte Lübeck die Führung im deutschen Seehandel. Hamburgs Aufstieg setzte eigentlich erst nach der Reichsgründung ein. Es ließ dann aber alle deutschen Häfen weit hinter sich und wurde zur zweitgrößten Stadt Deutschlands. Nachdem in jahrzehntelanger Arbeit durch Anlage immer neuer Hafeneinschnitte die Hafenfläche ständig vergrößert worden war, umfaßt sie jetzt 15600 ha. Ein Tagesmarsch würde gerade ausreichen, um allein die Kaischuppen abzugehen, die sich längs der einzelnen Hafenbecken hinziehen. 1½ Mill. t Güter haben in den Lagerhäusern Platz. Im Freihafengebiet liegen auch Industriebetriebe, vor allem Schiffswerften, Mühlen, Öl- und Gummiwerke. Zur Entlastung des Personen- und Güterverkehrs nach den verschiedenen Hafenteilen dient der Elbtunnel. Er liegt 22 m unter dem Meeresspiegel.
Unveränderter Auszug aus dem Buch
Dr. Walter Golze
Deutschlands Wirtschaft und die Welt. Vierte Auflage
Verlag und Druck von Teubner in Leipzig und Berlin 1938